04. Aug 2024,
Dr. ist zwar die Anredemöglichkeit im Alltag, aber die Königsklasse hat längst der PhD übernommen.
Die Verteidigung ist unbeschadet überstanden, der Kandidat darf sich nun „Doktor“ nennen lassen.
So etwas ist ein Höhepunkt im Leben – und doch fragt sich mancher danach, ob's denn auch wirklich der höchste akademische Grad gewesen ist.
In der roten Rolle schlummerte die Urkunde. Darin war alles genau in lateinischer Sprache festgehalten, somit auch die verliehene Bezeichnung: „doctor“.
Zwei Jahre später fragte das Landesministerium bei mir nach, als es um die Bewerbung auf eine Professur ging. Um welchen Doktor genau handele es sich denn, und wie sei der denn benotet worden...
Auch 25 Jahre später werden in Deutschland noch immer die Doktorgrade mit Fakultätszusatz und einer Benotung ausgegeben. In den Niederlanden gab es das noch nie, weder eine Fakultätseingrenzung noch eine Benotung, und in den meisten Ländern der Erde ohnehin ja auch nicht.
Lateinische Urkunden habe ich bei in Deutschland Promovierten nicht gesehen, dafür aber lateinische (!) Benotungen. Und wie viele der oft mit Bestnoten versehenen Dissertationen sind in den letzten Jahren hier schon wegen Plagiatsvorwürfen kritisiert worden...
Wer vielleicht gern „unter dem Radar“ bleiben wollte, war womöglich mit der schlechtesten Note („rite“) zufrieden. Doch diese Benotung reicht vielerorts nicht in Deutschland für die wissenschaftliche Karriere (Hochschulrecht ist hier ja Landesrecht): Mit „rite“ ist der Weg zur Professur meist versperrt.
Wer die KMK-Vorgaben und die für ihn geltenden Landesgesetze studiert, nimmt die Vorgabe mit, dass die akademische Grad so zu führen sei, wie er verliehen wurde.
Jedoch gibt es Ausnahmen: der Fakultätszusatz muss nicht erwähnt werden – eventuell ein Herkunftszusatz bei einem ausländischen Grad jedoch sehr wohl (nur in Deutschland üblich).
Und längst nicht jeder ausländische Doktorgrad (meist PhD) kann dann auch noch als „Dr.“ vor dem Namen verwendet werden. Jedoch schon, wenn das auch im Herkunftsland so üblich ist...
Der EU-Forschungsrat namens European Research Council (ERC) hat die ehrenvolle Aufgabe, europäische Forschungsgelder zu bewilligen und somit auch abzulehnen. Seit vielen Jahren bereits hat er den PhD als international höchsten akademischen Grad zum Maßstab gemacht und auch beschrieben, welche Merkmale zum mehrstufigen PhD-Verfahren gehören. Es unterscheidet sich deutlich von den in Deutschland üblichen einstufigen Verfahren.
Von einer Mittelzuweisung an Forschungswillige, die bereits im Zuge ihres Studiums einen Dr. erlangen konnten, nimmt der ERC konsequent Abstand. In früheren Jahren gab es bekanntlich manche Magisterstudiengänge an deutschen Universitäten, die ohne eigene Abschlussprüfung mit nur einem Jahr Verlängerung direkt zum Dr. führten – diese Praxis ist hier inzwischen abgeschafft worden.
Der mit dem Studium in Deutschland erlangbare Dr. med. jedoch wird vom ERC auch weiterhin nicht als Nachweis selbständiger Forschung akzeptiert und somit nicht als äquivalent zum Standard: dem PhD. Nach Abschluss des vollständigen Medizinstudiums müssten erst noch mindestens zwei weitere eigenständige Forschungsjahre bis zur Promotion nachweisbar sein: Quelle (s. S. 69)
Auch die beim PhD prinzipiell ermöglichte Interdisziplinarität (statt Fakultätsbindung) spielt bei der Forschung übrigens längst eine wichtige Rolle.
Gerade wer berufsbegleitend wissenschaftliche Forschung praktizieren will, ist auf Interdisziplinarität und auf die verlässlichere Mehrstufigkeit des Promotionsverfahrens angewiesen. Daher ist es sinnvoll, von vornherein keine Dr.- oder DBA-Abschlüsse mehr anzustreben, sondern nur die Königsklasse: den PhD.
Entsprechend lässt sich auch für das hier empfohlene Asien-Programm zum PhD festhalten, dass es gemäß den ERC-Anforderungen durchgeführt wird:
Wer heute in seine wissenschaftliche Weiterbildung durch eigenständige Forschung in Form einer Dissertation investieren will, wird mit einem PhD-Abschluss am besten bedient sein, der auch den ERC-Maßstäben entspricht.
Bei Bedarf stehe ich gern zur weiteren Information und Beratung zur Verfügung.
Prof. Martin Gertler, PhD
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